Besuch bei den Arhuacos Kakao-Bauern

Vor ca. 5 Jahren, bei meinem ersten Kolumbien-Aufenthalt wanderten wir durch einen Nationalpark, den Parque Tayrona. Dieser ist bekannt für seine unglaubliche Artenvielfalt und das Naturschauspiel, welches sich ergibt, wenn wilder Bergland-Dschungel direkt in's karibische Meer mündet. Schon damals, auf unserer Wanderung durch den Nationalpark, begegneten uns weiß gekleidete Stammesbewohner. Manchmal begleitet durch einen Esel oder ein Maultier, meistens mit einer Backe voll Coca. Damals fühlte ich mich dieser doch so anderen Kultur äußerst fremd und gleichzeitig so von ihr fasziniert.

Gerade mal 5 Jahre später, verschlägt es mich wieder in die gleiche Region. Doch diesmal nicht wegen der atemberaubenden Natur. Diesmal lockt mich eine ganz besondere Bohne, genannt Businchari (übersetzt: Neuanfang), kultiviert durch ebenjenes Stammesvolk, welches mich damals schon fasziniert hat. Hätte mir damals jemand davon erzählt, dass ich eines Tages wiederkommen würde, um von den Arhuacos der Sierra Nevada Kakaobohnen zu kaufen - ich hätte es nicht geglaubt.
Jetzt, durch die Hilfe von Jan und Original Beans, ist es fast schon naheliegend...
 
Original Beans arbeitet nun schon länger mit den Arhuacos zusammen und ist eng an deren Entwicklung im Zusammenhang mit Kakao beteiligt. Der Businchari hat es vor allem dank ihrer Hilfe aus ganz abgelegenen Ecken des Nationalsparks hinunter in die wiederaufgeforsteten Food Forests der Arhuacos geschafft. Es wird geglaubt, in ihm liege der Ursprung des, bis in den Amazonas-Regenwald gewanderten Criollo Blanco.
 
Ein Exkurs zu diesem Stamm und seinem Zusammenhang mit Kakao: Die Arhuacos lebten einst im gesamten Gebiet zwischen den karibischen Traumstränden und den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada. Ihre Vision, früher wie heute, ist die Vereinigung der Polaritäten, Himmel und Erde, Männlich und Weiblich, Berge und Meer, um die fragile Balance der Erde zu erhalten.
Ihre Spiritualität umschließt die Personifikation der Natur als eines ihrer Stammesmitglieder, dessen Gesundheit und Wohlergehen es zu schützen gilt. Sie stehen in enger Kommunikation mit ihrer Umwelt.
Am tiefsten angebunden in ihrer Kultur ist ihr spiritueller Führer, der sogenannte Mamo. Er stellt das Medium dar, welches zwischen ihren 121 (Natur-)Gottheiten und dem Stamm übermittelt. Der Mamo trägt das Wissen der Pflanzen, der Berge und der Götter und macht es dem Stamm der Arhuacos zugänglich. So die Theorie! Denn seit der Ankunft der großen Entdecker vor etwa 600 Jahren erlebten die Arhuacos in vielerlei Hinsicht Rückschläge.
Sie waren gezwungen große Landstriche, vor allem in Meeresregion an die Siedler abzugeben, um gewaltsamen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Damit einhergehend verloren sie den Bezug zu diesen Teilen der Natur.
Sie waren und sind zum Teil immernoch gezwungen in hohen Bergregionen zu hausen und sich von der kargen Landschaft um sie herum zu ernähren.
Nun, nach 6 Generationen dieses eingeschränkten Lebens, haben die Arhuacos seit wenigen Jahren zum ersten mal seit Kolumbus wieder den Zugang zum Meer und damit die Möglichkeit diese für sie so wichtige Polarität wieder zu vereinen. Leider ist in 600 Jahren "Abwesenheit" ein Großteil des Wissens um die an der Küste vorherrschende Flora und Fauna verloren gegangen. Darunter natürlich auch der Kakao.

Leider ist in 600 Jahren "Abwesenheit" ein Großteil des Wissens um die an der Küste vorherrschende Flora und Fauna verloren gegangen. Darunter natürlich auch der Kakao.
Mit der Hilfe von Original Beans und dem wieder entdecken des Businchari Baumes passiert also wirklich ein Neuanfang für die Arhuacos. Sie erforschen nun von neuem die Umgebung, welche einst ihre Heimat war und lernen diese für sich zu nutzen. Ein so wichtiger Schritt, welchen wir nun durch den Kauf ihrer ursprünglichen Kakaobohnen unterstützen dürfen. Rechts zu sehen ist der große Baum, unter welchem sich die Arhuacos immer wieder versammeln, um wichtiges zu besprechen und auch ihre Stammeskultur zu zelebrieren. Eine große Ehre für uns, diese heiligen Orte der Arhuacos kennen- und schätzen lernen zu dürfen.
Vor meiner Reise war mir nicht wirklich bewusst, welche Tragweite und welches Sinnbild der Kakao für die Arhuacos trägt. Nach den Tagen bei ihnen verstehe ich es nicht nur, sondern kann es fühlen. Mit dem Kauf von insgesamt 300 Kilogramm dieser besonderen Kakaobohnen senden wir ein Signal von außen an die Stammesbewohner und sagen: "Ihr, ebenso wie eure Arbeit, seid wichtig für das große Ganze."
 
Die Kakaobohnen sind bereits auf ein Frachtsegelboot verladen. Ich weiß nicht wann sie ankommen, ich weiß nicht wie wir sie verarbeiten werden und ich kann nicht vorhersagen wie der Kakao, den wir aus ihnen machen schmecken wird. Alles was ich weiß ist, dass es das richtige und wichtige in diesem Moment zu tun war.
 
Danke an Jan und Original Beans für diese einzigartige Möglichkeit, danke an Anka für den wundervollen Beistand und die tolle Kameraführung.
Ich fühle mich gesegnet und gefordert zur gleichen Zeit.
Wow.

In tiefer Demut,
Dein Mischa
verfasst von Mischa Levit
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