Stell dir vor du bist UnternehmerIn (vielleicht bist du es ja sogar?) und du hast diesen einen Traum. Den Traum von der Ungebundenheit, der finanziellen Freiheit und davon reisen zu können, wohin du willst. Träumt sich das nicht fabelhaft? Du setzt alles in die Gänge, machst und tust, erreichst viele Menschen, welche wiederum das was du der Welt schenkst, dermaßen wertschätzen, dass sie ganz ungefragt ihren Liebsten, Verwandten und Friseuren davon erzählen. Der Andrang wird immer größer und du kommst nicht umhin andere liebevolle Seelen um Hilfe bei der Arbeit zu fragen und sie dafür zu entlohnen. Es entsteht eine Eigendynamik, ein Organismus der lebt, atmet und auch ab und an mal eine Pause braucht.
Und dann, nach knapp 3 Jahren ist es soweit: Du brichst aus! In die weite Welt. Unter dem Deckmantel eines geschäftlichen Auftrags. Doch tief in dir drin spürst du, dass du im Begriff bist dir diesen einen Traum vom Anfang unserer Fantasiereise zu erfüllen. Dieser Traum, der sich so weit weg anspürte, dass er hin und wieder zu einer Träumerei wurde. Du erinnerst dich an jene Stimmen, die dir von Anfang an sagten, dass es doch so einfach nicht sein könne. Und diejenigen, welche behaupteten die Anderen könnten das vielleicht, du aber nicht. All diese Stimmen… Sie klingen auf einmal wie eine alte Radiosendung. Im Vergleich zu früher stellst du dir auf einmal garnicht mehr die Frage, ob sie die Wahrheit senden, denn du fühlst und siehst, dass es nicht so ist.
So brichst du also auf, in die große weite Welt, während deine wunderschöne Blume von Unternehmen zuhause weiter blüht und persönliche Rekordumsätze verbucht.
Eines Nachts liegst du wach im Bett deines Airbnbs irgendwo im Warmen und siehst plötzlich deinen einstigen Traum vor dir aufsteigen. Eine Seifenblase, glänzend und aufgeladen mit Sehnsüchten der Vergangenheit. Die Seifenblase steigt auf bis zur Decke des Zimmers, zwinkert dir nochmal zu und…
platzt.
Da liegst du nun, beraubt deines Traumes, und doch in deiner erträumten Realität. Wie fühlt sich das an? Ich kann dir sagen, wie es sich für mich anfühlt, nämlich leer. Auch wenn mir nun schlaue Startup Ratgeber auf die Schulter klopfen und eine Wunderkerze für mich anzünden, so ändert das nichts an der inneren Leere, welche mein Sein die letzten Tage durchflutete.
Hin und wieder kann ich mich mit der ausbleibenden Sehnsucht anfreunden, in die Leere hineinatmen und das tun, wonach es mir gerade gelüstet. So lange, bis ich wieder Nachts im Bett liege und an die Decke starre. Ja, ich habe Visionen für eine bessere Welt, ja ich habe To Do Listen und ich habe etwas aufgebaut, wovon viele Menschen profitieren.
Doch was mir nun abhanden gekommen ist, ist mein inneres Feuer. Meine Sehnsucht nach dem Hier und Jetzt sowie die Aufregung auf das, was morgen ist. Statt voranzureiten fühlt es sich an, als würde ich an der Seitenlinie stehen und eine Sportzigarette rauchen (nur um die Metapher zu bekräftigen natürlich).
Ich weiß noch damals, als alles „unsicher“ war, da gab es etwas zu verlieren. Druck, Spannung und Aufregung hielten an und kreierten eine wunderschöne, intensive und harte Achterbahn. Niemals hätte ich gedacht, dass diese Achterbahn dermaßen mein Sein erfüllt, und dass sie es ist, die mich mit meinem Feuer segnet. Nun ist es für mich an der Zeit, meine Loopings selbst in die Hand zu nehmen. Bewusst unbekannte Territorien zu betreten und mal wieder ordentlich auf die Schnauze zu fallen. Und ich spüre, wie mein Körper reagiert, während ich diese Zeilen hier schreibe. Wie da etwas entfacht. Ich kann und will mich nicht ausruhen auf dem was entstanden ist.
Natürlich liegt unser Wert im Sein, doch so sehr will er durch unser Sein nach Außen dringen, Form annehmen und beitragen.
Durch wert-volles Sein Wert-volles entstehen lassen. Immer wieder aufs Neue!
Was das genau bedeutet werden du und ich wohl bald sehen…
Danke für deine Aufmerksamkeit, und dass du mich in meiner Schwäche und Findung siehst.
Egal wie weit wir zu sein scheinen, wir stehen stets am Anfang.
In aufflackernder Liebe,
Dein Mischa