Kakao Mischa über Dankbarkeit und Familie

Wo wären wir ohne unsere Eltern? Höchst wahrscheinlich nicht auf der Welt. Das allein reicht aus, um unseren Müttern und Vätern auf Lebzeiten dankbar zu sein. Wenn noch dazu kommt, dass Eltern alles in ihrer Macht stehende tun, damit der Sohn seinen Traum verwirklichen kann, dann fehlen mir hierfür schlichtweg die Worte.

Viele meiner engen Freunde wissen, dass ich kein gebürtiger Deutscher bin. Die wenigsten kennen jedoch die Geschichte, die dahinter steckt. Selbst für mich, der ich selbst dabei war, scheint es etwas unwirklich. Aus verblassten Kindheitserinnerungen versuche ich mir im Nachhinein ein Bild von meiner Zeit in der Ukraine zu machen. Davon, wie meine Eltern, Boris und Irina, damals ihre Existenz aufgaben und mit mir an der Hand das Land verließen.

Ein riesiger Schritt, den ich erst vor kurzer Zeit in seiner Tragweite begriffen habe. Hätten meine Eltern diesen Schritt nämlich nicht gewagt, dann wäre ich jetzt womöglich als Soldat einem sinnlosen Krieg zum Opfer gefallen. Natürlich konnte das keiner ahnen, aber das mindert meine Dankbarkeit nicht im geringsten.

Ich erinnere mich verschwommen an langweilig aussehende VHS-Kassetten. Beschriftet mit "немецкий язык" - deutsche Sprache. Schwere Sprache, wie ich feststellen sollte. Für mich damals nicht von Interesse, zumal ich mit Russisch genug Probleme hatte. Erst als ich plötzlich in einem Kindergarten saß und merkte, dass ich niemanden verstehe, wurde die Sache ernst. Aber auch daran habe ich zum Glück nicht genug Erinnerungen, als dass es mich heute noch belasten könnte. Irgendwie habe ich es ja scheinbar gelernt...

Mein Papa Boris und ich im Disneyland. Weil nichts unmöglich ist.

Es ist ein seltsames Gefühl in einem Land aufzuwachsen, dessen Kultur man sich nicht zugehörig fühlt. Eine Fremdartigkeit, welche sich durch Schule, Arbeit und Freizeit zieht. Die einem Grund gibt, sich zurückzuziehen und unter "Seinesgleichen" zu bleiben. Schwer vorstellbar, für alle, die dort aufwuchsen wo sie geboren wurden, und deren Eltern die gleiche Sprache sprechen wie die Lehrer in der Schule.

Wahrscheinlich ist es aber gerade diese erlebte Fremdartigkeit, die mich heute zu dem macht der ich bin. Und die mir erlaubt hinter den Tellerrand der Gesellschaft zu blicken, in der wir Tag für Tag gucken müssen, wo wir bleiben. Solche Erfahrungen werden von den Menschen, die sie erleben und auch von Außenstehenden als "schlecht" abgestempelt. Als unerwünscht und möglichst zu vermeiden. Doch genau diese Erfahrungen lassen uns begreifen, wie es sich anfühlt "fremd" zu sein und anders. Und erst wenn wir das mal am eigenen Leib gespürt haben, können wir mit den zig tausend Menschen fühlen, die Tag für Tag in einer Welt leben und nicht das Gefühl haben zu ihr zu gehören. Meine Eltern nahmen dieses Risiko und diese Unsicherheit in Kauf, vor allem um ihren Kindern eine Zukunft bieten zu können, die sie selbst nicht hatten. Für mich ist das Güte in ihrer reinsten Form. Und seit ich beschlossen habe meinem Leben eine risikoreiche Wendung zu geben, spüre ich den Rückhalt meiner Eltern. Wie ein Auffangnetz, das unter jeder noch so bescheuerte Idee hängt, die ich habe. Und die mir das Gefühl gibt, mir selbst und der Welt vertrauen zu können. Die Tatsache, dass es meine Eltern waren, die das Crowdfunding mit einer Summe von 5.000€ gepusht haben, ehrt mich sehr. Doch, das ist in Wahrheit nur die Spitze eines Eisbergs, der aus Rückhalt, Vertrauen und Liebe besteht.
Papa & Mama, vielen Dank, ich liebe euch.
Euer Mischa
verfasst von Mischa Levit
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